Aus der EINSVIER: Sicheres Zuhause in Notsituationen

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Ein großes mehrstöckiges Wohnhaus mit einer markanten Fassade mit Holz.

„Es kommt darauf an, wie man auf die Menschen zugeht.“

Die Soziale Stadt ProPotsdam gGmbH hat im Sommer den Betrieb des Wohnungsverbundes am Wieselkiez übernommen. Die Erfahrungen, die das Team hier sammelt, sollen zukünftig bei der Betreuung ähnlicher Einrichtungen helfen – etwa am Patrizierweg im Wohngebiet Am Stern.

Ein paar Schulkinder sitzen auf den Laubengängen, knabbern an Kürbiskernen und beobachten neugierig die Umgebung. Ansonsten ist es ruhig am Wieselkiez 1a. Aktuell leben in dem Wohnungsverbund 220 Menschen, davon 140 Kinder. Die 50 Wohnungen hinter der markanten Fassade wurden für Menschen in Wohnungsnot und für geflüchtete Familien errichtet. 

Ein neuer Betreiber

Viele Fragen hat es im Vorfeld zum Wohnbauprojekt am Schlaatz gegeben. Nun hat am 1. Juli 2025 die Soziale Stadt ProPotsdam gGmbH offiziell den Betrieb übernommen und will mit ihrer langjährigen Erfahrung die Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen und etwas Ruhe einkehren lassen. 

Der Vertrag läuft zunächst für vier Jahre. Bislang ist das Tochterunternehmen der ProPotsdam vor allem als Betreiber der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser bekannt. Jedoch war es bereits jahrelang für die Unterbringung von geflüchteten Menschen im Stau­denhof und für die Leitung der Hegelallee 33 verantwortlich – eine spezielle Wohneinrichtung für traumatisierte geflüchtete Frauen und ihre Kinder. „Wir haben das Konzept miterarbeitet und die Einrichtung lange Zeit betrieben“, erklärt Daniel Beermann, Geschäftsführer der Sozialen Stadt ProPotsdam gGmbH.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einer mit Holz verkleideten Außenwand und blicken in die Kamera.
Daniel Beermann und Doreen Wagner von der Sozialen Stadt ProPotsdam gGmbH

Schritt für Schritt

Am Wieselkiez laufe es wirklich gut, sagt Doreen Wagner, Bereichsleiterin für das Sonderwohnen. „Es kommt immer darauf an, wie man auf die Menschen zugeht und wie man sie in Prozesse einbindet.“ Es sei wichtig, immer wieder Angebote zu machen. „Seien es Nachhilfe, Ausflüge, gemeinsame Feste oder das Einbinden der Bewohner in die Tätigkeiten hier vor Ort.“ 

Auf dem Foto ist ein Gebäude mit einem Baugerüst zu sehen. Daran hängt ein Bauschild.
Am Patrizierweg entstehen aktuell 35 Wohnungen für Menschen in Not, etwa von Wohnungsnot Betroffene, von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen und für geflüchtete Menschen.

Eine Herausforderung, auch für die Nachbarschaft, seien die vielen Kinder. „Natürlich schmeißen die auch mal das Bonbonpapier durch die Gegend, toben durch die Laubengänge oder sind etwas lauter.“ Man arbeite daher eng mit den Familien zusammen und kümmere sich um das Einhalten von Ruhezeiten. Alles entwickele sich Schritt für Schritt. 

„Wir erleben hier viele Menschen, die sehr aufgeschlossen und bemüht sind, sich zu integrieren“, betont Wagner. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der hier lebenden Menschen könnten gut abgefangen werden, erklärt sie. „Wir sind darüber hinaus bestens im Schlaatz vernetzt und kooperieren an vielen Stellen in der ganzen Stadt, sei es mit den Betreuern oder mit den zuständigen Behörden“, ergänzt Beermann. 

Das Team vor Ort besteht neben Doreen Wagner aus vier Sozialarbeiterinnen und -arbeitern. Hinzu kommen zwei Beschäftigte im Haushandwerk und in der Hauswirtschaft, die sich um das Gebäude kümmern. 

Vorbild für weitere Hilfseinrichtungen

Am Wieselkiez möchte das Team mehr Erfahrungen sammeln, zum Beispiel für die künftige Arbeit am Patrizierweg im Wohngebiet Am Stern. Voraussichtlich wird der Bau mit 35 Wohnungen für Menschen in Notsituationen 2026 in Betrieb gehen. 

Er gehört, wie der Wieselkiez, zum Sonderbauprogramm der Landeshauptstadt und der ProPotsdam. Weitere Wohnungen für soziale Zwecke entstehen im Kossätenweg und im Eichenweg im Norden der Stadt sowie in der Saarmunder Straße in der Waldstadt. 

"Wir erleben hier viele Menschen, die sehr aufgeschlossen und bemüht sind, sich zu integrieren."

Vor einer Häuserwand stehen ein Mann und eine Frau und schauen in die Kamera.
Doreen Wagner, Bereichsleiterin Sonderwohnen

„Die ProPotsdam ist mehr als ein Wohnungsunternehmen. Sie kümmert sich um den Einzelnen, aber auch um die Nachbarschaften“, betont Brigitte Meier, Sozialbeigeordnete sowie Aufsichtsratsvorsitzende der ProPotsdam. Die Nachbarschaft im Blick hat man auch am Patrizierweg: Geplant ist, noch vor der Inbetriebnahme Gespräche mit Partnern und Trägern am Stern zu führen, etwa mit den Schulen und Kitas, und mit den Nachbarinnen und Nachbarn. 

„Es ist uns wichtig, immer wieder ins Gespräch zu kommen. Am Wieselkiez versu­chen wir, die Nachbarn gezielter anzusprechen und beispielsweise zu Veranstaltungen einzuladen. Aber auch hier gilt: Es ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Damit wollen wir am Patrizierweg schon im Vorfeld beginnen“, so Wagner.

TEXT SARAH STOFFERS