Juni – Platz der Einheit
Wie in den meisten Innenstadtgebieten Potsdams war auch diese Fläche einst zu sumpfig, um als Baugrund genutzt zu werden. Entsprechend wurde der heutige Platz der Einheit in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zuerst als grüner Stadtplatz genutzt. Aber selbst die Bäume versanken im Boden. Regelmäßig musste nachgepflanzt werden. Erst der Wiederaufbau der St. Nikolaikirche verschaffte dem Platz Stabilität: 1830 begannen die Bauarbeiten und der Ruinenschutt der niedergebrannten Kirche wurde kurzerhand auf die sumpfige Fläche daneben geschüttet.
Gut 30 Jahre später befasste sich der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné mit der Neugestaltung des Platzes. Aus dieser Zeit stammt die Einteilung durch zwei diagonal verlaufende und sich kreuzende Hauptwege. Lange Zeit war dieses Wegekreuz verschwunden: 1929 entstand hier – auf dem damaligen Wilhelmplatz – eine Rasenfläche, die den gesamten Platz einnahm. Heute lässt sich kaum erahnen, wie prachtvoll die umlaufende Bebauung aus Barockhäusern einst war. Fast alle Gebäude sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und ihre Ruinen wurden in den 1950er Jahren abgerissen. Ab dieser Zeit entstanden über die Jahrzehnte hinweg Neubauten verschiedener Stile. Vereinzelt wurden friderizianische Fassaden rekonstruiert. Der Sanierungsträger führte für den Platz zur Bundesgartenschau 2001 einen Gestaltungswettbewerb durch und betreute die Baudurchführung sowie das Fördermittelmanagement. Umgesetzt wurde der Entwurf einer modernen Interpretation der Lennéschen Idee – die historische Wegeführung in Form des Andreaskreuzes wurde wieder aufgegriffen. Flankierende Sitzstufen laden heute zum Aufenthalt ein. Hier ist die Bedeutung des Platzes besonders spürbar: Menschen nutzen ihn als Abkürzung, Treff- und Orientierungspunkt – er markiert einen zentralen Schnittpunkt der historischen Mitte. Zukünftig könnte auch die Westseite wieder mit den von Lenné erdachten doppelten Baumreihen versehen werden. So entsteht eine Umrahmung aus Lindenbäumen – um eine urbane und zugleich grüne Insel, mitten in der Stadt.
Jasper Precht – querdurch
Ölfarbe auf Leinwand, 100 x 100 cm, 2021
Jasper Precht, 1992 in Oldenburg geboren und seit 2013 in Potsdam lebend, interessieren die Kontraste. Preußische Schlösser und Gärten neben DDR-Plattenbauten, die villengeprägte Berliner Vorstadt im Gegensatz zu den Wohnblöcken im Schlaatz, von der Natur geformte Kiefernwälder und Seen neben von Menschen geschaffenen Sandstein- und Betonbauten. Der freischaffende Künstler schätzt die aus seiner Sicht mediterran anmutende Atmosphäre und das Treiben in der Stadt ebenso wie die überraschende nächtliche Stille und Einsamkeit einiger vom Tourismus noch unentdeckter Orte und Plätze. Sein Atelier fand Jasper Precht im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum, seine Lieblingsorte an der Havel im Park Babelsberg und im Waldgebiet Ravensberge. An der Fachhochschule Potsdam studierte Jasper Precht Produktdesign – viele Techniken erlernte er autodidaktisch. Er lässt sich bei seinen regelmäßigen Ausstellungsbesuchen in Berlin und Potsdam inspirieren, aber auch über das Internet, vor allem durch Instagram. Concept-Art und digitale Malerei begeistern ihn ebenfalls: Die nächtlichen Szenen und Schattenspiele Edward Hoppers oder Nigel Van Wiecks beeinflussten ihn genauso wie von Melancholie bestimmte Werke von Caspar David Friedrich, Edvard Munch und Vincent van Gogh. Seine erste Einzelausstellung hatte Jasper Precht im Niedersächsischen Studieninstitut in Oldenburg 2019. Im September 2021 präsentierte er seine Werke im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum Potsdam.