Aus der EINSVIER: Ein (fast) perfektes Quartier

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Zwei Frauen und ein Mann stehen auf einer Straße. Auf der rechten Seite sind im Hintergrund Wohnhäuser, links ein Bauzaun.

Ein (fast) perfektes Quartier

Die ProPotsdam baut in der Landeshauptstadt nicht einfach nur Wohnungen, sondern ganze Wohnviertel mit moderner Ausstattung und innovativer Infrastruktur. Auch in Zukunft möchte das kommunale Unternehmen seiner Aufgabe der sozialen Wohnraumversorgung gerecht werden. Doch bislang fehlende Förderung verzögert geplante Bauvorhaben – so wie den zweiten Bauabschnitt in der Heinrich-Mann-Allee. Die EINSVIER machte sich vor Ort ein Bild.

Ein Gewirr aus vergnügten, hellen Kinderstimmen schallt von der Grundschule Am Telegrafenberg durchs Viertel. Es ist große Pause, die Kinder spielen ausgelassen, Bälle fliegen durch die Luft. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterhalten sich Nachbarinnen beim Wäscheaufhängen über ihre Balkone hinweg, Familien mit dickbepackten Einkaufstüten kommen nach Hause, andere gehen gerade mit ihrem Hund eine Runde Gassi.

Neues Zuhause für viele Potsdamer

Auf dem Areal zwischen der Kolonie Daheim und dem Humboldt-Gymnasium ist längst Leben eingezogen. Das Projekt auf dem ehemaligen Tramdepot ist eines der größten und wichtigsten Bauvorhaben der ProPotsdam. Entstanden ist ein modernes Viertel mit 341 Wohnungen in 13 Gebäuden, 257 Wohnungen stehen Menschen mit geringen und mittleren Einkommen zur Verfügung. Zwischen den drei- und viergeschossigen Häusern sind neben Parkplätzen und Ladestationen für E-Autos Gemeinschafts- und Spielflächen entstanden.

Rund 1.000 Potsdamerinnen und Potsdamer haben hier ein neues Zuhause gefunden, wie Dorothee Schran, Gerald Krüger und Catrin During bei einem Besuch vor Ort erzählen. Sie sind bei der ProPotsdam in den Fachbereichen Technische Gebäudeausstattung, Wohnungsneubau und Tiefbau als Projektleitende tätig und betreuen gemeinsam mit ihren Teams das gesamte Vorhaben.

Doch noch fehlt ein wichtiger Teil des Quartiers: Zwischen Heinrich-Mann-Allee und dort, wo die Energie und Wasser Potsdam GmbH bis zu 5.000 Haushalte mit klimaschutzgerechter Erdwärme und Warmwasser aus 2.000 Meter Tiefe versorgen will, ist das eigentliche Herzstück geplant. „Im zweiten Bauabschnitt sollen 380 Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Dazu zählt auch der Hannah-von-Bredow-Platz, der oberirdisch über der Anlage für die Tiefengeothermie entsteht“, erzählt Catrin During, Projektleiterin Stadtentwicklung / Stadtsanierung.

Ein Innenhof zwischen Häusern mit vielen grünen Pflanzen, einer Wiese und Bäumen
Lebendiges Viertel: Im fertigen Teil des Quartiers haben rund 1.000 Menschen ihr Zuhause.
Ein Wohnquartier von oben fotografiert
Das Projekt auf dem ehemaligen Tramdepot ist eines der größten und wichtigsten Bauvorhaben der ProPotsdam.

Kleine Geschäfte und grüne Mobilität

„Der Bauabschnitt wird die jetzige reine Wohnbebauung ergänzen. Am Eingang des Quartiers sowie zum Platz hin sollen in den Erdgeschossen Geschäfte einziehen“, erklärt Gerald Krüger, Projektleiter im Team Wohnungsneubau, während wir mit einem Plan vor dem noch unbebauten Baufeld stehen. Etwa ein Blumenladen, ein Bäcker mit Café oder ein Restaurant.

In einigen oberen Geschossen sind weitere Gewerbeflächen vorgesehen, um im Quartier einen guten Mix aus Wohnen, Geschäften, Büros oder kleinen Betrieben zu erreichen. Im nördlichen Teil des Areals will die ProPotsdam zudem einen großen Spielplatz errichten. Gleich nebenan soll eine Kita ihren Platz finden. Der Kommunale Immobilien Service (KIS) wird den Übergangsstandort der Grundschule außerdem durch einen Neubau in der näheren Umgebung ersetzen.

Zu den vielen Besonderheiten, die entstehen sollen, gehören auch zahlreiche kleine Seniorenwohnungen. Eine Art Servicewohnen mit speziellen Angeboten ist dafür im Gespräch, etwa ein Concierge-Service. Auch die E-Mobilität soll deutlich erweitert werden: Die ProPotsdam plant direkt am Eingang zum Quartier eine Mobilitätsstation mit Ladesäulen, Stellplätzen für Lastenräder und Sharing-Angeboten einzurichten, wie During berichtet.

Verzögerung durch fehlende Förderung

Der Bau des zweiten Abschnitts sollte ursprünglich in diesem Jahr beginnen. Was jedoch fehlt, sind Zusagen für Gelder aus der Wohnungsbauförderung. Ohne diese Unterstützung geht es nicht voran. Das Schicksal, das dem Quartier droht, könnte auch weitere von der ProPotsdam geplante Wohnungen ereilen – mehr als 600 insgesamt, die das Unternehmen derzeit im Stadtgebiet noch bauen möchte.

„Wir als ProPotsdam wollen Wohnraum zu einer angemessenen Miete zur Verfügung stellen“, sagt Krüger. Ohne Förderung vom Land oder Bund lägen die Mieten im neuen Abschnitt bei mehr als 24 Euro pro Quadratmeter. Grund dafür seien unter anderem die enorm gestiegenen Baukosten. Und dabei sollten gerade hier alle der 380 Wohnungen zu moderaten Mieten angeboten werden und vor allem einkommensschwachen Menschen und ihren Familien zugutekommen, wie Dorothee Schran, Projektleiterin Technische Gebäudeausstattung, erklärt. 

„Wir als ProPotsdam wollen Wohnraum zu einer angemessenen Miete zur Verfügung stellen.“

Zwei Frauen und ein Mann stehen auf einer Straße. Auf der rechten Seite sind im Hintergrund Wohnhäuser, links ein Bauzaun.
Gerald Krüger, Projektleiter im Bereich Neubau der ProPotsdam

Mit Fördermitteln könnten die geplanten Ein- bis Fünfraumwohnungen für durchschnittlich 8,61 Euro pro Quadratmeter vermietet werden. Hierfür würden vergünstigte Darlehen und Zuschüsse für rund 80 Prozent des Investitionsvolumens benötigt. „Wann diese zur Verfügung stehen werden, können wir aktuell nicht abschätzen“, sagt Schran. Sie hofft, dass die Gelder bald bewilligt werden. „Wir möchten auch zukünftig den Menschen in Potsdam bezahlbaren Wohnraum bieten“, betont Schran am Ende unseres Rundgangs.

TEXT SARAH STOFFERS