
Viel Platz fürs eigene Glück
Eine Wohnung ist weit mehr als eine bloße Bleibe. Hier kann Geborgenheit entstehen und manchmal werden sogar Träume wahr.
Ein Nachmittag in Drewitz. Sichtlich stolz begrüßen mich Silvia und Christian Märzluft in ihrem Zuhause. Ihrer Freude ging buchstäblich ein Drama auf Leben und Tod voraus. Das Paar kam 2013 aus der Uckermark nach Potsdam, um der hier lebenden Tochter nah zu sein. Dank ihres Wohnberechtigungsscheins konnten sie in eine Dreiraumwohnung der ProPotsdam am Stern ziehen. Christian Märzluft nahm eine Stelle im Klinikum Ernst von Bergmann an. Doch im April 2023 musste er mit akuten Darmbeschwerden ins Krankenhaus, wo er unverzüglich operiert wurde. Später stellten sich Komplikationen ein, die Wunde entzündete sich und wollte nicht heilen, die Nieren versagten.
Glück im Unglück
Nach langer Zeit im Krankenhaus geriet der Weg in den vierten Stock bis zu ihrer Wohnung zur Tortur. So nahm das Ehepaar im Mai 2024 Kontakt zur ProPotsdam auf. „Wir wollten entweder ins Erdgeschoss oder in ein Haus mit Aufzug ziehen, am liebsten in der Nähe“, erzählt Silvia Märzluft. Glück im Unglück: Schon im Juni hatte das Ehepaar einen Besichtigungstermin und bald danach die Zusage.
Seit August leben sie glücklich in einer barrierearmen Zweiraumwohnung im Parterre. Weil sie auf ein Zimmer verzichtet haben, konnten sie den Wohnflächenbonus der ProPotsdam in Anspruch nehmen: „Die Kaltmiete ist um 2 Euro pro Quadratmeter preisgünstiger als ursprünglich angegeben“, freut sich Christian Märzluft. „Wir haben eine riesige Wohnstube und dazu einen Balkon. In die große Küche passt ein Esstisch, hier können wir mit der ganzen Familie sitzen. Und im Erdgeschoss nehmen wir viel mehr am Leben um uns herum teil als vorher. Ein Traum!“ Die wiedergewonnene Energie nutzte der 62-Jährige für eine berufliche Wiedereingliederung. „Wir sind alle froh, dass sich Christian so gut berappelt hat“, bekräftigt seine 58-jährige Frau. Und freut sich auf viele gemeinsame Jahre im neuen Zuhause.


Endlich genug Platz
In den ehemaligen vier Wänden des Ehepaars ist derweil quirliges Leben eingezogen. Bei meinem Besuch wuseln ein energiegeladener Dreijähriger und seine zweijährige Schwester herum. Elina Antonova hat sich im letzten Herbst von ihrem Mann getrennt und steht seitdem auf eigenen Beinen. Die drei Zimmer mit ihren fast 61 Quadratmetern muten für die 24-Jährige fast paradiesisch an. Bis Dezember hatten sie zu viert in einer Einraumwohnung am Schlaatz gelebt.
Die Tschetschenin kam 2020 nach Potsdam. Hier arbeitet sie als Pflegeassistentin in einem Seniorenpflegestift. Anderen Menschen zu helfen, macht ihr große Freude, bekundet sie. „Das ist genau, was ich mir gewünscht habe.“
Ausgefüllte Tage
Um den Job mit den Ansprüchen der Kinder zu vereinbaren, darf sie in Absprache mit ihren Vorgesetzten im Frühdienst bleiben. „Um 5:20 Uhr gehe ich mit meinen Kindern zur Haustür raus, zur Straßenbahn habe ich es nicht weit. Von 6:30 bis 14 Uhr arbeite ich“, schildert sie ihren Alltag. „An zwei Tagen besuche ich nach Dienstschluss einen Deutschkurs in der Volkshochschule. Wenn ich die Kinder abends ins Bett gebracht habe, bin auch ich richtig müde.“ Das Wochenende gehört allein ihren Sprösslingen.
Im Oktober wird Elina Antonova eine Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnen. Bis dahin schafft sie ihrer kleinen Familie ein gemütliches Zuhause. Das Kinderzimmer mit Etagenbett stand als erstes. Bald werden die Küchenmöbel aufgestellt, alles andere folgt nach und nach. „Ich will keine Ratenzahlung, dann warte ich lieber noch einen Monat.“ Ihre Rolle als Alleinerzieherin hat sie gefunden, die neue Wohnung ist dabei sehr wichtig. „Ich mach alles selbst, aber daran habe ich mich gewöhnt. Ich bin hier glücklich.“
TEXT TORSTEN BLESS