Aus der EINSVIER: Alles was wir brauchen

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Ein Junge und ein junger Mann halten ein Holzgerüst fest.

"Alles was wir brauchen"

Wie eine Stadt aussieht, die Kinder geplant und gebaut haben, schaute sich EINSVIER-Redakteurin Carolin Brüstel in den Sommerferien am Schlaatz an.

Es ist Mitte Juli, die Sommerferien haben gerade begonnen, das Wetter treibt einem den Schweiß auf die Stirn. Ich bin im Schlaatz, auf dem Weg zur „Stadt der Kinder“, die auch in diesem Jahr von der ProPotsdam finanziell unterstützt wird und ohne Fördermittel, Sponsoring und Spenden nicht möglich wäre. Nach zwei Jahren Pandemie findet die Ferienaktion zum ersten Mal wieder im Nuthewäldchen statt. Ich bin gespannt, was mich erwartet. Wie sieht es wohl aus, wenn sich Kinder ihre Stadt nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen bauen? Werde ich dort einen großen Rutschenturm finden, eine Videospiel-Arena oder eine Chill-out-Höhle?

Ich laufe vorbei am Bürgerhaus und nähere mich dem kleinen Wäldchen, in dem die „Stadt der Kinder“ errichtet wird. Noch bevor ich das Stadttor erreiche, noch bevor ich irgendjemanden oder irgendetwas sehen kann, höre ich geschäftiges Hämmern und Sägen. Dann bin ich endlich angekommen und sogleich mitten im Geschehen. Es riecht wie in einer Tischlerei, im Eingangsbereich warten Latten, Kanthölzer und Europaletten auf ihren Einsatz. Hier empfangen mich Greta und Mattis, beide elf Jahre alt. Die beiden führen mich über ihre Baustelle und zeigen mir ihre Bauwerke.

Rathaus als Mehrzweckgebäude
Ich frage sie, wie denn eine „Stadt der Kinder“ aussieht. „Wir bauen alles, was wir brauchen“, erzählt Mattis. Dazu gehören ein Krankenhaus, eine Polizeistation, ein Bahnhof und ein Schwimmbad. „Wir errichten das Rathaus“, verrät mir der junge Babelsberger, als wir bei seinem Team angekommen sind. Das ist ja ein „erwachsenes“ Gebäude, finde ich. „Dort werden Dinge für die Stadt entschieden“, bemerkt er und überrascht mich dann mit dem Satz: „Gleichzeitig ist das Haus noch eine Disco und ein Begegnungshaus.“ Man muss ja Prioritäten setzen, denke ich mir schmunzelnd. 

Baugenehmigungen im Rekordtempo
Wir gehen ein Stück weiter und kommen bei Gretas Bauvorhaben an. „Hier entsteht das Restaurant.  Unten wird es eine Bar geben, an der Essen verkauft wird, und auf der Dachterrasse gibt es Eis“, sagt mir Greta. Das Personal komme über eine Leiter in den 2. Stock, die Gäste über eine Kletterwand an der Seite des Hauses. Eine tolle Idee, wie ich finde.

Ein Mädchen mit einem Hammer in der Hand und ein Junge mit einer Säge und einem Holzbrett schauen in die Kamera.
Greta und Mattis hämmern, sägen und schrauben fleißig bei der Stadt der Kinder mit. Vom Restaurant mit Dachterrasse bis bis hin zur Kommandozentrale für Geheimagenten - die Kinder entscheiden selbst, wie ihre Stadt am Ende aussieht.

Die Mädchen und Jungen der „Stadt der Kinder“ entscheiden nicht nur was, sondern auch wie etwas gebaut wird. „Bevor es losgeht, haben wir einen Bauplan für unsere Häuser erstellt“, erklärt mir Greta. Dieser wurde dann von den Betreuer*innen geprüft und schließlich „genehmigt“, was in dieser Stadt weniger als einen Tag dauert. Ich bin begeistert.

Als wir wieder zum Eingangstor zurückgehen, kommen wir an einem weiteren Haus vorbei, das gerade entsteht. Das werde die Wäscherei, bemerken Mattis und Greta. Dahinter entdecke ich eine Art Parcours aus Wollfäden, den zwei Kinder meistern wollen. Seltsame Wäscheleinen, denke ich noch, so eng beieinander. Später wird mir hinter vorgehaltener Hand verraten, dass die Wäscherei nur eine Tarnung sei. In Wirklichkeit sei das die Kommandozentrale der Geheimagenten.

Stadt der Kinder 2022

Beim Projekt "Stadt der Kinder" können Kinder und Jugendliche ihre eigene Stadt konzipieren, gestalten und bauen.

Das Werkeln entspannt die Kinder
Wenn man für die EINSVIER schreibt, das Magazin eines Wohnungsunternehmens, kennt man die eine oder andere Baustelle in Potsdam. In der „Stadt der Kinder“ bin ich überrascht, wie ordentlich diese ist. Auch die kleinen Bauarbeiter wirken aufgeräumt. Alle wissen, was zu tun ist und was dafür gebraucht wird. Auch wenn es dank Hämmern und Sägen laut ist, sind die Mädchen und Jungen ruhig, geradezu entspannt. Diese Ordnung personalisiert sich am Ende meines Besuches noch durch einen Mitarbeiter der Landeshauptstadt, der sich den Organisatoren der „Stadt der Kinder“ als Spielplatzkontrolleur vorstellt. Er wolle die Spielgeräte prüfen, die auf dem Gelände der Ferienaktion stehen. Nach seinem kurzen Rundgang scheint er zufrieden. Schön, dass hier am Schlaatz alles seine Ordnung hat.

TEXT CAROLIN BRÜSTEL

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