Aus der EINSVIER: Ein Stück Freiheit

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Eine Frau fährt mit einem Lastenrad, auf dem ein Kind im Rollstuhl sitzt und voller Freude lacht, auf einem Weg auf den Betrachter zu.

Ein Stück Freiheit

Eine Radtour mit der Familie ist ein tolles Erlebnis für Eltern und Kinder. Doch für besondere Kinder ist ein solcher Ausflug oft eine Herausforderung. Der Verein Donnerlittchen e. V. möchte ihnen unter die Arme greifen und hat zwei spezielle Lastenräder gekauft. Geholfen hat dabei auch der Gewinn beim Förderwettbewerb „Gemeinsam FÜR Potsdam“.

Bei schönem Wetter rauf aufs Rad und in die Bornimer Feldflur oder zum Wannsee: Für Familien mit motorisch oder geistig beeinträchtigten oder schwerkranken Kinder ist das schwierig bis unmöglich. Der Donnerlittchen e.V. hat es sich zur Herzensaufgabe gemacht, ihnen Ausflüge per Pedales zu ermöglichen und Lastenräder gekauft, die kostenlos ausgeliehen werden können.

Gegründet wurde Donnerlittchen im September 2018 als Förderverein des Sozialpädiatrischen Zentrums Potsdam (SPZ). Das SPZ ist eine ambulante Einrichtung des Klinikums Westbrandenburg zur Früherkennung und Behandlung von Störungen der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen.

Im Verein engagieren sich hauptsächlich Mitarbeitende des SPZ, um dort zu helfen, wo die Möglichkeiten des Zentrums enden. So konnten im großen Stil Musikinstrumente angeschafft und damit eine Musiktherapie im SPZ ermöglicht sowie ein Sportangebot für Kinder mit besonderen Fähigkeiten in Zusammenarbeit mit dem Bornimer Sportclub e. V. etabliert werden.

„Die speziellen Lastenräder ermöglichen Familien mit besonderen Kindern gemeinsame Fahrradausflüge.“

Zu sehen sind sechs Frauen, die nebeneinander stehen, die Arme umeinandergelegt haben und in die Kamera lächeln.
Dr. Mona Dreesmann, Donnerlittchen e. V.

Erster Platz bei "Gemeinsam FÜR Potsdam"

Zu sehen sind eine Mutter mit ihrer im Rollstuhl sitzenden Tochter auf einem Lastenra. Mit dabei ist ein Hund, im Hintergrund sind Bäume zu sehen.
Pure Freude: Steffi Pietzsch und ihre Tochter Lisa Marie konnten das nagelneue Rollstuhl-Transportrad schon ausprobieren.

Und nun sollen die Lastenräder ein Stück mehr Freiheit schenken. Die Wahl fiel auf ein Rollstuhl-Transportrad mit Elektroantrieb sowie ein ebenfalls elektrisch angetriebenes Rikscha-Transportrad, mit dem Kinder mit Besonderheiten das Radfahren gemeinsam mit Begleitpersonen genießen können. Diese beiden Modelle ermöglichen es unterschiedlichen Patient*innen, mobil zu sein, ob mit Bewegungsstörungen, Muskel- oder geistigen Erkrankungen. So ein spezielles Rad hat natürlich seinen Preis: Wo schon konventionelle Cargo-Bikes eine Menge Geld kosten, sind Reha-Lastenräder für viele betroffene Familien unerschwinglich. Insgesamt 20.000 Euro hat Donnerlittchen für die beiden Fahrzeuge aufgebracht.

Zu verdanken hat der Verein dies auch der Unterstützung der Potsdamer*innen: Bei dem ProPotsdam-Förderwettbewerb „Gemeinsam FÜR Potsdam“ hat der Donnerlittchen e. V. mit seinem Projekt den ersten Platz in der Kategorie „Nachbarschaft & Soziales“ belegt. Ganze 973 Stimmen konnte er für sich verbuchen – ein toller Erfolg gleich bei der ersten Teilnahme, der auch die Mitglieder immer noch staunen lässt. „Wir haben uns riesig gefreut“, berichtet SPZ-Physiotherapeutin und Vereinsmitglied Steffanie Krüger. Das ganze Team habe ordentlich die Werbetrommel für das Projekt gerührt und alle Patient*innen und das private Umfeld zur Abstimmung aufgerufen. Sensationelle 6.000 Euro Preisgeld hat der Gewinn dem Verein gebracht. Der Rest wurde durch private Spenden, Zuwendungen von Unternehmen und die Lastenradprämie vom Land gestemmt.

Stille Leiden

Die Vereinsmitglieder hoffen nun, die Lastenräder ab diesem Frühling zur Verfügung stellen zu können. Dabei soll das Projekt nicht nur auf Patient*innen des SPZ beschränkt sein, sondern allen Menschen mit Bedarfen offenstehen. Losgehen kann es, sobald eine Lösung für die Unterbringung und Wartung der Drahtesel gefunden wurde. Hierfür ist Donnerlittchen im Gespräch mit Initiativen aus Potsdam, die schon Erfahrung mit Lastenrädern haben, etwa der fLotte Potsdam und der Potsdamer Bürgerstiftung. Neue Ideen sind immer willkommen.

Was der Verein sich noch wünscht, ist mehr Aufmerksamkeit für ihre jungen Patient*innen und deren Familien. Denn die Erkrankungen, die im SPZ behandelt werden, verändern das Leben aller Beteiligten dauerhaft. Es sei ein „stilles Leiden“, das nicht im Verhältnis dazu stehe, wie es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, so Kinderneurologin und SPZ-Leiterin Dr. Mona Dreesmann: „Die Eltern leisten Übermenschliches, erfahren aber oft zu wenig Wertschätzung.“ Wer das ändern möchte, ist jederzeit im Verein willkommen – auch prominente Unterstützung ist sehr gerne gesehen.

Zu sehen sind sechs Frauen, die nebeneinander stehen, die Arme umeinandergelegt haben und in die Kamera lächeln.
Donnerlittchen e. V.: Ursula Anders, Manuela Görsdorf, Sabine Stein, Mona Dreesmann, Steffi Krüger, Barbara Preuß (v.l.n.r.)

TEXT ANJA RÜTENIK

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