Aus der EINSVIER: Für uns eine Riesenchance

Hauptnavigation

Blick auf eine Sitzecke vor blauer Wand: Ein Mädchen im Rollstuhl, zwei Mädchen und ein Junge auf einem Sofa und ein Mädchen in einem Sessel sitzen zusammen, unterhalten sich, lächeln, ein Mädchen mit Brille liest

Für uns eine Riesenchance

Ein Zuhause für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die im Alltag mit vielen Herausforderungen zu kämpfen haben, aber dennoch selbstbestimmt ihr Leben meistern möchten: Das wollen die ProPotsdam und das Oberlinhaus gemeinsam in einem wegweisenden Pilotprojekt mit maßgeschneiderten Angeboten im Herzen von Babelsberg schaffen.

Eine günstige Miete, eine gute Verkehrsanbindung, Supermärkte, Kitas oder Schulen in der Nähe – das sind üblicherweise entscheidende Kriterien bei der Wohnungssuche. Da fallen die kleine Stufe zur Dusche, der hoch hängende Schrank in der Einbauküche oder ein fehlender Aufzug nicht immer ins Gewicht. Doch wer mit Teilhabebeschränkungen lebt, hat besondere Bedürfnisse. „Menschen mit Autismus brauchen beispielsweise eine eher ruhige, reizarme Umgebung. Wer in seinem Bewegungsradius eingeschränkt oder auf einen Rollstuhl angewiesen ist, benötigt breite Türen, barrierefreie Bäder und einen Fahrstuhl“, erläutert Dr. Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand des Oberlinhaus. „Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen wird die Orientierung mit Leitsystemen und Kontrasten erleichtert. Hörbeeinträchtigte erkennen dagegen mithilfe von Lichtsignalanlagen, wenn jemand an der Tür klingelt.“

Architektonisch eine große Herausforderung

Die Errichtung von so unterschiedlichem und individuellem Wohnraum ist architektonisch eine große Herausforderung. Um den künftigen Mietern passgenaue vier Wände bieten zu können, will die ProPotsdam eine 3.000 Quadratmeter große Fläche in der Goethestraße 35/37 von der Stadt er­werben. „Hier können nach ersten Planungen zur Straße hin ein größeres Ge­bäude mit drei Stockwerken und im hinteren Bereich sechs zweigeschossige Reihenhäuser errichtet werden“, erklärt Bert Nicke, Geschäftsführer der ProPotsdam. Nutzer wäre dann das Oberlinhaus.

„Dieses schöne Grundstück bietet uns eine Riesenchance“, schwärmt Fichtmüller. „In Babelsberg sind wir seit 150 Jahren mit unseren Angeboten verankert, unsere wichtigsten Einrichtungen sind schnell erreichbar.“ In der Goethestraße sollen Einzelwohnungen oder kleine Wohngemeinschaften entstehen. Für Menschen mit Autismus könnte dann ein rund um die Uhr von Fachkräften betreutes stationäres Wohnangebot geschaffen werden.

Drei Männer mittleren Alters in Anzughose, zwei davon im Jacket, stehen zusammen vor einem unsanierten eingeschossigen Gebäude mit großen Fenstern und grünen Sträuchern davor.
Vereinte Kräfte in der Goethestraße: Matthias Fichtmüller mit den ProPotsdam-Geschäftsführern Jörn-Michael Westphal und Bert Nicke (v.l.n.r.)

Nur mit der ProPotsdam an unserer Seite haben wir die Möglichkeit, dieses besondere Projekt so zu verwirklichen.

Drei Männer mittleren Alters in Anzughose, zwei davon im Jacket, stehen zusammen vor einem unsanierten eingeschossigen Gebäude mit großen Fenstern und grünen Sträuchern davor.
Dr. Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand des Oberlinhaus

Professionell beraten und begleiten

Das Oberlinhaus bringt viel Erfahrung in die Planungen ein. „Vor 20 Jahren haben wir damit begonnen, Eltern mit Kindern mit Verdacht oder einer Diagnose auf Autismus professionell zu beraten und zu begleiten“, sagt Matthias Fichtmüller. „Wie andere Jugendliche mit Teilhabebeschränkungen können sie später in den Oberlin Werkstätten eine Ausbildung in einem von 30 Berufen erhalten.“ In Wohnprojekten oder betreuten Einrichtungen finden viele von ihnen bereits ein Zuhause.

Wer behindertengerechten Wohnraum baut und anbietet, denkt an die Zukunft und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung, sagt Fichtmüller. „Nur mit der ProPotsdam als starken kommunalen Partner an unserer Seite haben wir die Möglichkeit, dieses besondere Projekt so zu verwirklichen.“

Der Wille, das Bauvorhaben ge­meinsam zu stemmen, ist groß. Bert Nicke hält einen Baubeginn in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 und eine Fertigstellung bis Mitte 2024 für möglich. Die Kooperation von zwei so gewichtigen Akteuren ist einzigartig, findet Matthias Fichtmüller. „Wir sind die Experten für Menschen mit Teilha­bebeschränkung, die ProPotsdam die Spezialistin für bezahlbaren Wohn­raum. Wenn wir unsere Kompetenzen bündeln, kann nur Gutes dabei heraus­kommen.“

TEXT TORSTEN BLESS

Diese Seite in sozialen Netzwerken teilen